Gruppendynamik


Fahren in der Gruppe

Kaum eine Spezies fühlt sich in einer Gruppe so wohl wie der Motorradfahrer. Konsequenterweise sieht man also, besonders an schönen Wochenenden, mehr Motorradfahrergruppen als Einzelfahrer auf den Strassen. Die Vorteile einer Gruppenfahrt liegen auf der Hand: Bei einem Stop hat man keine Langeweile, sondern jemanden zum Quatschen, man kann die Erlebnisse der letzten 250 km durchkakeln, und die Zigarette schmeckt in Gesellschaft auch besser. Und vor allem: Wenn Du ein Problem hast, ist jemand da um zu helfen. Auf der anderen Seite sind die Nachteile einer Gruppenfahrt ebenso klar: Das Durchschnittstempo ist geringer als bei einem Einzelfahrer, spontane Streckenänderungen sind nicht ohne weiteres möglich, Übernachtungsmöglichkeiten sind um so schwerer zu finden, je mehr Leute man unterzubringen hat. Außerdem gilt bei einer Gruppe das Kettenprinzip: Die Gruppe ist so stark (oder schnell), wie ihr schwächstes Mitglied. Wenn man sich trotzdem auf eine Gruppenfahrt einlassen will, sollten einige Spielregeln beherzigt und einige Absprachen im Vorfeld getroffen werden.

Aufteilung der Gruppe

Vielfach bewährt hat sich folgende Reihenfolge:

  • Der, der sich am besten auskennt, fährt vorweg.
  • Der schwächste Fahrer fährt direkt hinter ihm.
  • Gute (schnelle) Fahrer fahren möglichst weit hinten, weil hinten erfahrungsgemäß mehr angegast werden muss.

Der Vorteil: Der Führende hat den schwächsten Fahrer immer im Blickfeld und kann sofort reagieren, wenn er den Eindruck hat, dass der andere überfordert ist. Eine solche Gruppenaufteilung bewährt sich eigentlich immer dann, wenn man möglichst schnell und stressfrei grössere Entfernungen überwinden will. Auf der anderen Seite, beim bloßem Spaßfahren um die Ecken am Wochenende, hat sich bei uns auch folgende Einteilung bewährt:

  • Der, der sich am besten auskennt, fährt vorweg.
  • Es folgen die schnellen Leute
  • Es folgen die mittel schnellen Leute
  • Es folgen die langsamen Leute

Der Vorteil ist klar: Die, die angasen wollen, können das ungehindert tun, die anderen machen halt langsamer. Hier ist aber die Beachtung des nächsten Kapitels besonders wichtig! Egal, welche Aufteilung gewählt wird, zwei Dinge sollten Euch in Fleisch und Blut übergehen:

  • Gruppenmitglieder werden nicht überholt, es sei denn, der Gruppenzwang ist explizit aufgehoben, oder der Fahrer vor dir zeigt Dir, dass Du überholen sollst.
  • Fahre nie schneller als Du verantworten kannst, nur weil Du mit den anderen mithalten willst. Wenn es zu schnell wird, lass Dich zurückfallen, die anderen werden schon irgendwo auf Dich warten. Wenn sie es nicht tun, ist es eh‘ besser, dass Du sie los bist.
  • Versetzt fahren. Das gibt eine bessere Übersicht nach vorne, und es macht die Gruppe etwas kürzer, da der Sicherheitsabstand nicht zum nächsten, sondern zum übernächsten Fahrer gehalten wird.

Das sind die drei Dinge, die Euch in Fleisch und Blut übergehen sollen 😉

 

Zusammenhalt der Gruppe

Wer zusammen losgefahren ist, möchte meistens auch zusammen ankommen. Auch hier gibt es mehrere Methoden, dies zu gewährleisten. Die weit verbreitetste ist wahrscheinlich:

  • Der Führende kontrolliert alles von vorn.

Geht, wenn die Gruppe nicht mehr als 5 Leute hat. Bei grösseren Gruppen ist er dann mehr mit dem Zählen der Lichter hinter ihm beschäftigt als mit dem Verkehr vor ihm. Ich kannte mal einen, der hielt 20 Meter nach jeder Abbiegung an, um sich zu vergewissern, dass noch alle da sind. Bei 14 Leuten in der Gruppe könnt Ihr Euch vorstellen, wie es den letzten gegangen ist. Wir machen das folgendermaßen, und das hat sich bisher immer und überall bewährt:

  • Jeder ist für seinen Hintermann verantwortlich.
  • Wer seinen Hintermann nicht mehr sieht, wartet an der nächsten Abbiegestelle.
  • Wer seinen Vordermann verloren hat, fährt solange geradeaus, bis dieser an der nächsten Abbiegestelle auf ihn wartet. „Geradeaus“ heißt auch, abknickenden Vorfahrten folgen.

Auf diese Art und Weise kommt man auch zur Rushhour in Großstädten hervorragend durch, weil eben nicht immer 9 Leute auf den 10. warten, sondern immer nur einer auf die hinter ihm fahrenden. Natürlich verlangt diese Methode von allen Gruppenmitgliedern hohe Disziplin. Wenn einer mal nicht aufpasst, ist die Gruppe gesprengt.

Kommunikation

Kommunikation während der Fahrt innerhalb der Gruppe ist schwierig. Man muss auf die Zeichensprache zurückgreifen. Hier einige der gebräuchlichsten Zeichen, ausgeführt mit der linken Hand bzw. dem linken Arm, falls nicht anders vermerkt:

  • Auf den Tank zeigen:
    Bin auf Reserve, muss demnächst tanken
  • Auf den Bauch/Magen zeige:
    Ich habe Hunger
  • Auf den Bauch zeigen, aber tiefer 😉 :
    Ich muss mal pieseln
  • Zuerst auf einen Mitfahrer zeigen, dann auf die Fußraste:
    Fahr mal neben mich, ich muss dir was sagen
  • Arm nach schräg unten, auf die Strasse zeigen:
    Vorsicht, Sand/Rollsplitt/Kuhfladen auf der Strasse
  • Arm waagerecht zur Seite, Unterarm vollführt eine Auf- und Abbewegung:
    Vorsicht, langsam fahren. Gefahr im weiteren Verlauf (Meist für entgegenkommende Fahrer: Sand/Rollsplitt/Kuhfladen, Unfall, Blitzer)
  • Arm senkrecht nach oben:
    Ich halte gleich an (Ist für einen etwas träumenden Hinterherfahrer nicht ganz so brutal wie das plötzlich aufleuchtende Bremslicht 😉 )
  • Arm senkrecht nach oben, die Hand vollführt eine kreisende Bewegung:
    Hab mich verfahren, umdrehen!
  • Arm waagerecht zur Seite, die Hand winkt nach vorn:
    Überhol mich
  • Arm waagerecht zur Seite, die Handfläche weist nach hinten:
    Bleib hinter mir
  • Auf die Karte im Tankrucksack zeigen, Schulter zucken:
    Ich habe keine Ahnung, wo ich bin. Wenn Du es weißt, übernehme
  • Daumen weist nach oben, oder Kopfnicken:
    Verstanden!
  • Schulter zucken:
    Ich weiß nicht, was Du willst…